Durchnässt und frustriert:
1:3-Niederlage bei Türk Gücü Friedberg!
Was für ein Spiel! Überschattet vom furchtbaren rassistischen Anschlag in Hanau am 19. Februar. Zumindest in der 2. Halbzeit vom Winde verweht und bei zeitweise strömendem Regen. Mit einer am Ende unglücklichen 1:3-Niederlage. Und mit äußerst umstrittenen Schiedsrichter-Entscheidungen, vor allem in der turbulenten Schlussphase.
Doch der Reihe nach. Aktive und Zuschauer gedachten vor Spielbeginn der Opfer des Terroranschlags von Hanau. Türk Gücü Friedberg trug vor dem Anpfiff speziell dafür angefertigte T-Shirts und spielte mit Trauerflor. Der FC Hanau 93 trug aus Respekt vor den Opfern komplett schwarze Spielkleidung.
Die 93er fanden als erste ins Spiel und hatten auch den ersten Torabschluss durch Salvatore Bari, dessen Bogenlampe jedoch knapp über den rechten Torwinkel flog. Danach bestimmte Friedberg das Geschehen, ohne jedoch torgefährlich zu werden. Vielmehr bot sich dem HFC eine Top-Konterchance (13.), doch Varol Akgöz‘ Abspiel fand die mitgelaufenen Mitspieler nicht.
Vollkommen überraschend dann die Führung für Türk Gücü. Die 93er-Defensive konnte eine flache Hereingabe über links von der Grundlinie nicht unterbinden, der heranstürmende Sebastian Weigand schob unbedrängt zum 1:0 ein. Dies war auch der Halbzeitstand.
Nach dem Seitenwechsel übernahmen die 93er das Kommando und glichen auch folgerichtig aus. Durch eine schnelle und direkte Kombination im Mittelfeld freigespielt lief Betim Mezini noch einige Schritte, um aus vollem Lauf und gut 20 Metern Entfernung die Kugel halbhoch neben den linken Torpfosten zu zimmern. Ein Treffer Marke Traumtor!
Was in dieser Partie mehrmals auffiel- trotz Spielern mit Gardemaß wie Ljubisa Gavric und Tarik Sejdovic oder auch dem bekannt kopfballstarken Michael Fink führten Eckbälle von Türk Gücü immer wieder zu gefährlichen Situationen vor dem Hanauer Tor. Daraus folgte in der 63. Minute die erneute Führung für die Gastgeber, als deren Neuzugang Noah Michel vollkommen blank stand und einköpfen konnte.
Die Schlussphase war von einem offenen Schlagabtausch gekennzeichnet, wobei es dem Offensivspiel des HFC aber zunehmend an Struktur mangelte. Die Entscheidung fiel wenige Minuten vor Ende der regulären Spielzeit. Eine Flanke segelt in den Hanauer Strafraum, Armend Brao springt hoch, um die Kugel abzufangen und wird dann von einem Friedberger Spieler unterlaufen; beide stürzen zu Boden. Dass Schiedsrichter Simon Heß danach auf „Strafstoß“ entschied, konnte niemand auf dem Ober-Rosbacher Kunstrasenplatz begreifen. Minutenlange Diskussionen waren die Folge; dass der bereits mit „gelb“ vorbelastete Tim Fließ im Vorbeilaufen den Ball vom Elfmeterpunkt wegkickte und dafür die Ampelkarte sah, sei mit den Attributen „verständlich“, aber auch „dumm und unüberlegt“ bezeichnet. Noah Michel zeigte sich von alledem absolut unbeeindruckt und verwandelte sicher.
Danach tat sich auf dem Kunstrasen nichts Wesentliches mehr. Beim Abgang in die Kabinen flammten jedoch die Diskussionen um den skurrilen Strafstoß nochmals auf. Ioannis Takidis sah nun auch noch glatt „rot“, wobei der Torwart- und Cotrainer von Hanau 93 später vehement bestritt, irgend etwas Ungehöriges oder Beleidigendes zum Referee gesagt zu haben.
So endete ein Spiel, bei dem alle anfänglich in Trauer und großer Nachdenklichkeit vereint waren, in schrillen Misstönen, obgleich die Partie über die gesamte Spielzeit fair und sportlich verlaufen war. Schade, dass der HR in seinem TV-Bericht die Szene, die zum Elfer und den nachfolgenden Ereignissen führte, nicht zeigte; vielleicht wussten die anwesenden Berichterstatter selbst nicht, wie sie die Strafstoßentscheidung hätten kommentieren sollen…
Unsere Aufstellung: Armend Brao, Dennis Gogol (73. Kristijan Bejic), Ljubisa Gavric, Tim Fließ, Tarik Sejdovic, Michael Fink, Betim Mezini, Feta Suljic, Kahraman Damar, Salvatore Bari (79. Jaouad El Kaddouri), Varol Akgöz.
Tore: 1:0 (31.) Sebastian Weigand, 1:1 (52.) Betim Mezini, 2:1 (73.) Noah Michel, 3:1 (FE/87.) Noah Michel.
Schiedsrichter: Simon Heß (Heppenheim). Assistenten: Dominik Roß, Maximilian Schindler.
Zuschauer: ca. 200.
Besondere Vorkommnisse: gelb-rote Karte für Tim Fließ (87.), rote Karte für Ioannis Takidis (93.).